Das Rollout brummt

Mitte März ging es bei uns wieder richtig zur Sache. In ein und der selben Woche gleich zwei besondere Ereignisse. Zum einen ging unser 300stes Balkonkraftwerk durchs Garagentor – an eine Gemeinschaft in Lokstedt, die gleich 4 Kraftwerke je 600 Watt für ihre Flachdächer abholte.

Zwei Tage später kam die bisher größte Wohnungseigentümergemeinschaft zu uns, um reservierte Kraftwerke für direkte Montage am Balkon und auf einer Pergola abzuholen. Voll durchorganisiert passten alle 12 Module für 7 Kraftwerke und sogar extra lange Schienen für die Pergola in den Transporter.

Und wo steckt unser Balkonkraftwerk mit der weitesten Anreise? In der Toscana.

Zum Stand unserer Sammelbestellung am 16.März 2023

Es gibt weiter gute Nachrichten zu unseren Sammelbestellungen:

Mit Senkung der Mehrwertsteuer auf 0% sinken unsere Selbstkosten für Balkonkraftwerke radikal. Und für alle Schleswig-Holsteiner gibt es quartalsweise ein Antragsfenster die Förderung von bis zu 200€. Erst im April stehen wieder SH-Mittel zur Verfügung. (Hamburgs Umweltsenator bearbeiten wir von allen Seiten, aber er zeigt sich noch nicht einsichtig.)

Wir bekommen laufend neue PV-Module und Unterkonstruktionen von unseren Großhändlern ausgeliefert. Deshalb brummt die Materialausgabe in unserem Lokstedter Lager. Nach monatelangem Warten auf 600 Watt Wechselrichter sind jetzt wir gut mit Wechselrichtern DEYE SUN600 und Hoymiles HM350 versorgt.

Unser Vorrat an SoliTek blackstar 375 Watt Modulen ist fast erschöpft, aber mit Meyer-Burger 380/385 black Modulen sind wir gut versorgt, so dass wir die intensive Rollout-Phase fortsetzen können.

Die Januar-Reservierungen für auf 10° aufgeständerte Terrassen-/ Flachdachmontagen sowie mit Aufständerungsdreiecken TRIC F sind nun vollständig ausgeliefert. Nach fast 350 ausgelieferten Balkonkraftwerken werden wir nun in den nächsten Wochen die Reservierungen für Balkon/Fassade/Dach mit K2 Systems Singlerail Unterkonstruktion ausliefern. Deshalb organisieren wir mehrmals wöchentlich Aufbauschulungen mit Materialausgabe.

Wir haben noch ausreichend Aufständerungsdreiecke „TRIC F“ mit einstellbarer Modulneigung, die für Meyer-Burger-Module eine interessante Alternative zur senkrechten Montage an Fassaden oder im 1. OG sind.
In höheren Etagen dürfen bei Aufständerung am Balkon nur Glas/Glas-Module von Solitek verwendet werden. Hier können die Aufständerungsdreiecke derzeit leider nur mit einer zusätzlichen Balkon-Unterkonstruktion eingesetzt werden.

Und natürlich bestellen wir regelmäßig neue Ware für die gerade eintreffenden Reservierungen. Die nächsten beiden Paletten mit Meyer Burger 385Watt black sind bestellt.

Sicherheitslücken im Wechselrichter

Seit unserer ersten Veranstaltung warnen wir davor, die Wechselrichter der Balkonkraftwerke einfach so per WLAN mit dem Internet zu verbinden. Die meisten Wechselrichter telefonieren dann sofort nach Hause, und das ist meistens in China. Zusammen mit der chinesischen App auf dem Handy steht dann einer Fremdsteuerung im Krisenfall nichts mehr im Weg. Hunderttausende von Wechselrichtern deutschlandweit mal rhythmisch ein- und auszuschalten wäre dann ein Kinderspiel. Wo so etwas enden kann, konnten wir zum Beginn des Ukraine-Kriegs erleben, als tausende deutsche Windkraftanlagen nicht mehr steuerbar waren, weil russische Hacker*innen die dort eingebauten Router gehackt und lahmgelegt hatten.

In der Masse sind viele Balkonkraftwerke als Teil der kritischen Infrastruktur anzusehen.

Besonders heftig erwischt es derzeit die Wechselrichter des chinesischen Herstellers DEYE, bei denen eine Sicherheitslücke es in wenigen Minuten erlaubt, das Passwort des heimischen WLANs auszulesen und dann dort einzubrechen. Gut, wer zumindest unseren zweiten Sicherheitsratschlag befolgt hatte, nämlich, wenn schon WLAN, dann wenigstens nur das separate Gäste-WLAN für die Einbindung des Wechselrichters zu verwenden. Hier findest du eine genaue Anleitung zum Hacken des Wechselrichters.

Der offizielle Weg zu Sicherheitsupdate des Herstellers ist in diesem guten Artikel hier beschrieben. Der schnelle Weg führt z.B. über die Webseite von zinnzgreen.de mit Hinweis, um zumindest diese eine bekanntgewordene Sicherheitslücke zu schließen.

Aber das Sicherheitsrisiko bleibt natürlich bestehen, und deshalb auch unsere beiden Ratschläge: Kein WLAN, notfalls Gäste-WLAN, besser separaten Energiemesser nutzen.

Der Hersteller DEYE hat uns am 27.2. dazu geschrieben: „The microinverter password problem has been solved through firmware upgrade. All online inverters will be upgraded automatically, and there is no need to do it, including the automatic upgrade after the inventory machine is online.“
Wer diesen Weg verfolgt, muss also tatsächlich erst riskieren, dass das WLAN Passwort ausgelesen wird, bevor die neue Firmware des Gerätes automatisch aus China eingespielt wird.

Deshalb Zeitschrift CT gibt deshalb in einem Artikel hierzu folgenden Rat:

„Wer einen Deye-Wechselrichter an seinem Balkonkraftwerk hat, sollte sich in jedem Fall um das Update bemühen, auch wenn er nicht beabsichtigt, die WLAN-Funktion und Solarman dauerhaft zu benutzen – ohne das Update gibt es keine Chance, den unsicheren Access-Point zuverlässig zu deaktivieren und somit eine Manipulation der Einstellungen zu verhindern. Es reicht aus, das Gerät bei Sonnenschein (nur dann ist das WLAN-Modul aktiv) für knapp 40 Minuten in einem Gast-WLAN mit Internetverbindung zu betreiben. Ob das Update angekommen ist, kann man in der lokalen Weboberfläche erkennen.“

Selbstbau einer Hausbatterie für Photovoltaikanlagen

Unsere ersten Dachanlagen fürs Eigenheim sind bestellt und werden von den Selbstauern und ihren Helfern unter unserer Anleitung bald aufgebaut. Wir sind gespannt und berichten Euch.
Einer unserer Aktivisten hat es sogar geschafft, eine selbstgebaute leistungsstarke Hausbatterie für die PV-Anlage. Wenn Du an einem Erfahrungsaustausch interessiert bist kannst Du Dich gern mit uns und ihm vernetzen.

Schritt 1: Überprüfung der Voraussetzungen

Bevor Du mit dem Selbstbau einer Hausbatterie für Ihre Photovoltaikanlage beginnst, solltest Du sicherstellen, dass Du über die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügst, um das Projekt erfolgreich zu realisieren. Überprüf außerdem, ob Du alle erforderlichen Hardware- und Software-Komponenten zur Verfügung hast.

Übersichtsdarstellung Solarspeicher

Schritt 2: Komponenten auswählen

Die für den Selbstbau einer Hausbatterie notwendigen Komponenten sind:

  • 16 LiFePo4-Zellen von EVE-Zellen (von ShensenBasen Technology),
  • ein Batteriemanagementsystem JiaBaiDa LiFePo4 200a 8-20s,
  • ein Inverter Victron Multiplus II 48-5000,
  • ein Victon USB MK3 sowie
  • ein Raspberry Pi 4.

Schritt 3: Hardware montieren

Verbinde die 16 LiFePo4-Zellen miteinander, indem Du sie in Reihe schaltest. Verbinde das Batteriemanagementsystem mit den Zellen und schließen den Inverter sowie den Victon USB MK3 an.

Batterie, Batteriemanagement und Victron Multiplus II

Schritt 4: Software installieren

Installiere die erforderliche Software, einschließlich Victron VenusOS, Victron VEConfig, VictronConnect auf dem Raspberry Pi 4, und Android_app_xiaoxiangBMS_3.1.1026.apk auf deinem Handy.

Schritt 5: Konfiguration

Konfiguriere den Inverter und das Batteriemanagementsystem mit den entsprechenden Tools (Victron VEConfig und Android_app_xiaoxiangBMS_3.1.1026.apk). Verwende VictronConnect, um die Überwachung und Steuerung des Speichersystems durchzuführen.

Schritt 6: Integration in die Haussteuerung

Integrier das Speichersystem in eine Haussteuerung (z.B. Fhem), indem Du die aktuellen Leistungswerte des Netzeinspeisepunkts per mqtt bereitstellst. Über die Steuerung des Speichersystems wird die Ladung und Entladung des Speichers so gesteuert, dass am Netzeinspeisepunkt nahezu 0 Watt eingespeist bzw. bezogen wird.

Gesamtsystem auf dem Display des Smart Home

Schritt 7: Erweiterung

Integrier die OpenWB Wallbox zum Laden eines E-Autos, um eine flexible, erweiterbare und kosteneffiziente Gesamtlösung zu erzielen.
Bemerkung: Die Konfiguration des Speichersystems erfordert eine relativ hohe Einarbeitungszeit, aber wir teilen die Parametersätze gern mit Interessierten.

Referenzen

https://www.meintechblog.de/2022/02/operation-hausspeicher-28kwh-fuer-unter-7000euro

Bei mir geht Energie jetzt in die Steckdose

Hier ein Erfahrungsbericht unserer neuen Mitstreiterin S. für die Lokale Energiewende. Ende August hatte sie sich auf die Reservierungsliste gesetzt, und dann endlich zum Jahreswechsel konnte sie ihr Balkonkraftwerk abholen und hat es ganz schnell aufgebaut. Einige Tage später hat sie uns dies geschrieben:

Fertig los!

Mal ehrlich, so richtig über das Stromsparen habe ich erst nachgedacht, als die Warnungen vor Strompreiserhöhungen immer bedrohlicher wurden. Nicht, dass eine Vervielfachung des kWh-Preises meinen kleinen Haushalt ins Wanken gebracht hätte, nur wurde mir in diesem Moment erst bewusst, wie viel Strom ich permanent und unbemerkt verbrauche und dass auch Öko-Strom eben nicht einfach nur aus der Steckdose kommt. Mit diesem kurzen Bericht zu meinem persönlichen Beitrag zur Energiewende möchte ich Dich ermutigen, vielleicht auch selbst in Sachen Energiewende noch aktiver zu werden.

Die Appelle zu Energieeinsparungen hatte ich noch im Ohr und so musste ein Aktionsplan her – Ermittlung des Stromverbrauchs, Optimierung der Verbraucher und Überprüfung des Stromlieferanten waren meine Etappen zur Unterstützung der Energiewende.

Meinen Strombedarf hatte ich schnell durch kleine Maßnahmen, wie den Einsatz von LED-Leuchtmitteln, Abschalten von Standby-Geräten etc. auf unter 600 kWh/Jahr reduzieren können. Nun habe ich mich gefragt: „Geht da noch mehr?“ und ja, tatsächlich, ich lernte, dass ich nicht nur aktiv den Verbrauch steuern sondern auch die Bereitstellung von Strom in die Hand nehmen kann! Auf der Suche nach Lösungen war ich auf einen Beitrag zu „Balkonkraftwerken“ aufmerksam geworden. Einen kleinen sonnigen West-Balkon hatte ich und so startete ich meine Projektrecherche. Die Möglichkeiten zur Auswahl von Solarmodulen und Komponenten wie auch Tipps im Internet zu Montage und Betrieb waren überwältigend.

Doch was war die richtige Lösung für mich?

Ich war als Laie schlichtweg überfordert. Und so suchte ich nun nach einer Beratung, die mich zu der für mich richtigen Lösung führt. Fündig bin ich bei der Solidargemeinschaft „Lokale Energiewende SoliSolar Hamburg e.V.“ geworden. Sie unterstützt die Realisierung von Balkonkraftwerk-Projekten. Nun hatte ich also auch das Know-How gefunden, nach dem ich gesucht hatte.

Nach der Teilnahme an einem Webinar von SoliSolar, in dem alles Wissenswerte zum Betrieb von Balkonkraftwerken vermittelt wurde, stand mein Entschluss fest: „Eine Solar-Anlage für meinen Balkon muss her!“ Mein Eintrag auf der Sammelbestellliste bei SoliSolar war schnell erledigt, so dass ich mich jetzt nicht mehr um die Beschaffung der einzelnen Komponenten kümmern musste, sondern dem überschaubaren Formalien widmen konnte.

Zunächst brauchte ich die Zustimmung der Eigentümer, denn na klar, so eine Solarmodul verändert das Erscheinungsbild einer Fassade. Meine umwelt- und verantwortungsbewußte Eigentümergemeinschaft hatte meinen Antrag mit viel Interesse diskutiert und abschließend dem Anbau von Solarmodulen für unser Wohnhaus zugestimmt. Nun galt es den Stromnetzbetreiber und die Bundesnetzagentur über mein Vorhaben zu informieren. Das war über Onlineformulare schnell erledigt und auch hier wurde mir grünes Licht signalisiert.

Das Aufbauteam beim Montage-Training im Abhollager vor einem Meyer Burger PV-Modul-Stapel

Doch was war die richtige Lösung für mich?

Die Anlage kam dann auch schnell und reibungslos, wie alles rund um mein Balkonkraftwerk-Projekt. SoliSolar hatte aus den Sammelbestellern kleine Teams gebildet, die sich gegenseitig bei Transport und Aufbau unterstützen, und so war die Anlage mit vereinten Kräften schnell installiert und produziert nun selbst bei trübem Wetter fleißig Strom, der unsere Gesamtstrombilanz mit rund 200 kWh/Jahr unterstützt.

Schleswig Holstein fördert Steckersolargeräte

Ein edles Meyer Burger black 385 Modul mit TRIC-F Aufständerung von SoliSolar

Der Norden fördert ab 16.1.2023 Steckersolargeräte mit bis zu 200€. Sobald Du dein reserviertes Kraftwerk bei uns abgeholt hast, kannst du während des nächsten aktiven Antragsfensters mit unserer Rechnung deinen Antrag stellen. NRD Info SH berichtet darüber.

Hier das Ministerium dazu:
„… in Bezug auf die Förderung von Balkonkraftwerken haben wir die Förderregularien zum Ende des Jahres 2022 nochmals angepasst und im Sinne der Antragstellung vereinfacht.

Mit Datum vom 16.1.2023 ist es nun möglich ohne einen Förderantrag zu stellen und auf die Genehmigung dieses zu warten, den Kauf einer Balkon-Solaranlage auszulösen und die Montage und Inbetriebnahme durchzuführen. Im Anschluss können Sie dann die Rechnung über das Serviceportal hochladen und erhalten den Förderbetrag in Höhe von bis zu 200 €.

Sie benötigen also keine vorherige Förderzusage. Die Förderung einer PV-Balkonanlage beantragen Sie also erst nachdem Sie diese installiert haben.

Nachfolgend nochmals die Beschreibung aus der Förderrichtlinie.

7.2.3. Die Zuwendungen sind ausschließlich online über die Einstiegsseite „Klimaschutz für Bürgerinnen und Bürger“ im Serviceportal des Landes Schleswig-Holstein (https://serviceportal.schleswig-holstein.de) zu beantragen. Der entsprechende Verwendungsnachweis (Anm.: Rechnung/en) ist bei Antragstellung einzureichen und die Zuwendungsvoraussetzungen per Eigenerklärung (Anm.: Angaben zur Installation werden online abgefragt und sind anzukreuzen) zu bestätigen.“

Wir wünschen viel Erfolg.


Sonderaktion 600 Watt für Klima und Geldbeutel

Leider haben binnen weniger Stunden so viele Interessent*innen sich registriert, dass wir diese Sonderaktion pausieren müssen, bis Nachschub da ist.

17.1.2023: Dank unserer Zusammenarbeit mit der Firma 2ndlifesolar können wir nun noch weiter an der Kostenschraube drehen. 2ndlifesolar recycelt Module in Hamburg und verwertet Rohstoffe wie Aluminium, Glas und Kupfer. Zuvor wird überprüft, ob sich das Solarmodul wiederverwenden lässt. Eine zertifizierte Anlage begutachtet automatisch die Funktionsfähigkeit der Module, testet die Leistung und prüft die elektrische Sicherheit. Gebrauchte Module haben einen viel besseren CO2-Abdruck, sind günstiger in der Anschaffung, trotzdem leistungsstark und haben auch eine Garantie.

Jetzt können wir einige Kraftwerke mit 600 Watt, also zwei Module (je 310 Watt, Typ WINAICO WST-310M6 PERC), einschließlich Wechselrichter und Unterkonstruktion für 570€ abgeben.

Mit einem (1) Modul und 350-Watt Wechselrichter samt Unterkonstruktion kostet es 340€.

Die alterungsbedingte Leistungsminderung ist kleiner als 2%, d.h. die Module sind offenbar fast neu. Hierbei gibt es keine Wartezeit auf unserer üblichen Reservierungsliste. Das ZDF möchte den Start in das zweite Leben dieser PV-Module gern begleiten. Wir wollen die Idee einer solchen Wiederverwertung und die Reportage gern unterstützen.

Wenn Du bei dieser Sonderaktion mitmachen willst, kannst Du das Balkonkraftwerk hier für Dich reservieren und bald schon bei uns abholen – solange der Vorrat reicht.

SoliSolar überreicht das einhundertste Balkonkraftwerk

Am Samstag, den 7. Januar fand die 13. Aufbauschulung mit anschließender Materialausgabe für Balkonkraftwerke von SoliSolar statt. Für diesen Termin im Lokstedter Abhollager hatten sich elf Abholer*innen angemeldet. Es begann mit einer Besonderheit. Kurz nach 14 Uhr überreichten Christoph, Guido und Volker vom SoliSolar-Team vor fast zwanzig Personen eine Jubiläumsurkunde. Glücklicher und zugleich überraschter Empfänger der Urkunde ist Frank Zuther, der das 100ste Balkonkraftwerk in Empfang nehmen sollte, das SoliSolar in den acht Monaten seit Gründung ausliefern konnte. Für das Team ein toller Grund, kurz inne zu halten. Mit 37 Kilowatt (peak) Sonnenenergie-Leistung ist dies ein wichtiger Beitrag zur lokalen Energiewende. Zugleich ist es aber auch für die vielen Betreiber*innen, die nun kostenlosen Sonnenstrom ernten, ein echter Gewinn.

Frank Zuther bekommt das 100ste Balkonkraftwerk

„Wer vor rund drei Monaten seine Reservierung bei uns aufgegeben hat, kommt jetzt zu seinem eigenen Balkonkraftwerk. Diese lange Wartezeit ist leider den Lieferengpässen für Photovoltaik geschuldet. Die Lieferzeit sinkt jetzt glücklicherweise für die meisten Befestigungssysteme.“ erläutert Volker Henkel vom Lokstedter Verein „Lokale Energiewende SoliSolar Hamburg e.V.“

Die Aufbauschulung mit Materialausgabe ist ein wichtiger Baustein des SoliSolar-Konzepts. Hier wird für jedes Befestigungssystem, egal ob am Balkon, am Dach oder an der Fassade, die Montage erläutert und abschließend individuell genau geklärt, zum Teil anhand von Fotos. Dabei lernen sich die Aufbauteams persönlich kennen und verabreden sich zum gemeinsamen Aufbau. Hier verladen die vorher verabredeten Transportgemeinschaften die PV-Module und Montageschienen in die Fahrzeuge.

Materialausgabe in Lokstedt

Anders als ursprünglich geplant nimmt Frank Zuther nicht nur für zwei, sondern letztlich für insgesamt vier Abholer*innen das Material in seinem großen Kombi mit. Er selbst ist durch einen Beitrag im Hamburg Journal und anschließender Recherche im Internet auf SoliSolar aufmerksam geworden. Ein Hinweis auf SoliSolar bei einer Veranstaltung von Extinction Rebellion bestätigte ihm später seine Entscheidung, sich bei SoliSolar auf die Reservierungsliste zu setzen. „Ich freue mich wirklich, dass es eine lokale Initiative ist. Das war mir wichtig. Ich hatte eine tolle Beratung und fühle mich sehr gut aufgehoben. Dass nur Module eingesetzt werden, die ohne chinesische Zwangsarbeit produziert werden, finde ich ebenfalls sehr gut.“ Auf seinem Rückweg nach Bergedorf geht es vorher nach Wandsbek und Allermöhe, wo er die verladenen PV-Module abliefern wird. Zuhause wird er sein Sonnenkraftwerk mit zwei Modulen zusammen mit den beiden Söhnen auf seinem großen Balkon montieren.

Viel Platz für Solarmodule in Frank Zuthers Wagen

Am SoliSolar-Abhollager kehrt am Samstag nach rund zweieinhalb Stunden wieder Ruhe ein. Die letzten PV-Module sind sicher verladen und die Teams mit ihren Transportern, Anhängern und Kombis sind auf dem Weg zu ihren Standorten. Aber schon in der nächsten Woche geht es mit weiteren zwanzig Balkonkraftwerken weiter. Parallel dazu finden wieder mehrere Veranstaltungen und Online-Seminare statt. Denn das einhundertste Balkonkraftwerk ist erst der Anfang.

Alles verpackt – alle glücklich und zufrieden!

Da regt sich was!

Ob bei Mieter:innen, Eigentümer:innen, ob bei den Justizminister:innen der Länder oder im Bundestag, überall regen sich Stimmen, Steckersolargeräten einen höheren Stellenwert in der Energiewende zu geben. Nun hat auch die Landesmitgliederversammlung der Grünen in Hamburg per einstimmigem Beschluss an die Bürgerschaft, den Senat und den Bund appelliert, sich für eine Förderung von Steckersolaranlagen und einen Abbau von Hürden einzusetzen.

SoliSolars Erfahrungen der ersten sechs Monate

Seit gut sechs Monaten engagiert sich der Verein „Lokale Energiewende SoliSolar Hamburg e. V.“ aus Eimsbüttel für die Verbreitung von Steckersolargeräten (Balkonkraftwerken). Inzwischen ist die von SoliSolar initiierte Sammelbestellung auf hunderte Balkonkraftwerke gewachsen. Dies zeigt, wie viele Hamburger:innen sich für eine Energiewende von unten engagieren wollen, indem sie auf ihrem Balkon, an der Fassade oder auf dem Dach eines der kleinen Sonnenkraftwerke mit einer zulässigen Maximalleistung von 600 Watt installieren wollen.

In diesen sechs Monaten hat sich in zahlreichen Zuschriften aber auch gezeigt, welche großen Hürden die Bürger:innen dabei mitunter überwinden müssen. Dabei strebt die Ampelkoalition einen Ausbau der Photovoltaik von 5,3 GW im Jahr 2021 auf 22 GW im Jahr 2026 an, und gerade diese PV-Kleinstanlagen könnten ganz neue Flächen in der Stadt erschließen, wenn bürokratische und rechtliche Hürden abgebaut würden. Dies fordert auch der Deutsche Bundestag (Drucksache 20/3743): „Es ist zu begrüßen und zu fördern, dass Bürgerinnen und Bürger sich auch in Mietswohnungen niederschwellig an der Energiewende beteiligen können.“

Hürden für Balkonkraftwerke abbauen!

Anfang Oktober übergab der Verein daher der Hamburger Justizsenatorin Anna Gallina eine Zusammenstellung rechtlicher Hürden. Auf der diesjährigen Herbstkonferenz der Justizminister:innen sprachen sich diese nun für eine Absenkung der rechtlichen Hürden aus, um die Energiewende auch dezentral über Mini-PV-Anlagen voranzutreiben und baten den Bundesminister der Justiz, „einen Vorschlag zur Erweiterung des Katalogs der privilegierten Maßnahmen des § 20 Abs. 2 WEG bzw. § 554 BGB, auf deren Gestattung die Wohnungseigentümer und Mieter einen Anspruch haben, vorzulegen, der die Errichtung von steckerfertigen Mini-Photovoltaikanlagen erfasst.“

Beschluss der GRÜNEN Landesmitgliederversammlung HH

Einige Vereinsmitglieder von SoliSolar haben nun einen Antrag auf der Landesmitgliederversamm­lung der Grünen in Hamburg eingebracht, der an alle politischen Ebenen appelliert, diese Hürden (inkl. Abwägungen im Denkmalschutz) für den Ausbau regenerativer Energieerzeugung durch Solarenergie auf privaten Flächen wie Balkons oder Terrassen abzubauen, einen fördernden Rechtsrahmen zu schaffen und darüber hinaus eine niedrigschwellige finanzielle Förderung vom Steckersolar­anlagen einzuführen. Am 19. November hat die LMV diesen Antrag einstimmig angenommen.

Finanzielle Förderung fast überall um Hamburg

Bundesländer wie Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, aber auch viele Kommunen sind schon weiter als Hamburg. Sie haben im Gegensatz zu Hamburg eine finanzielle Förderung von Balkonkraftwerken eingeführt. Hamburg sollte nicht das bundesweite Schlusslicht im Ausbau der PV bleiben, erst recht nicht unter den Stadtstaaten. Balkonkraftwerke sind ein niedrigschwelliges und schnell umsetzbares Instrument der Energiewende. Insbesondere auch für Menschen mit begrenzten finanziellen und räumlichen Möglichkeiten ist dies oft der einzige Weg für eine aktive Beteiligung. Dieses zusätzliche Flächenpotential für PV kann nur auf diese Weise erschlossen werden. Die sozial-ökologische Transformation muss nicht nur im Großen, sondern auch im Kleinen stattfinden.

Wir brauchen deshalb auch für Hamburg eine finanzielle Förderung.

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