Diese Seite kannst Du auch als PDF laden. In unseren Veranstaltungen und Online-Seminaren erläutern wir diese Schritte detailliert.
Alle Teilnehmer bekommen den vollständigen Foliensatz und zusätzlich auch einen Link, mit dem du dich für unsere regelmäßigen Sammelbestellungen auf die Reservierungsliste setzen kannst.
1. Standortwahl
Zunächst stellt sich die Frage nach einem geeigneten Standort für ein oder zwei Solarmodule, zum Beispiel auf dem Balkon, auf einem Vordach, einer Terrasse, im Garten oder auch auf einer Garage.
Ideal ist grundsätzlich eine möglichst schattenfreie Ausrichtung nach Süden. Mit geringfügiger Ertragsminderung sind auch Ausrichtungen nach Osten und Westen geeignet.
Für einen möglichst große Energieertrag ist auch je ein Solarmodul nach Süd-West und eines nach Süd-Ost denkbar, so gibt es über einen längeren Tageszeitraum Strom.
Sobald (auch nur teilweise) Schatten auf das Solarmodul fällt, sinkt der Ertrag deutlich. Dann empfehlen wir Solarmodule mit drei Bypass-Dioden statt einer. Hierbei können wir gern beraten.
Jedes Solarmodul ist etwa 1,7 m x 1,0 m groß und wiegt etwa 18 kg. (Es gibt auch kleinere Module mit geringerer Leistung, doch dies verschlechtert die Wirtschaftlichkeit nennenswert.)
2. Anzahl der Solarmodule bestimmen
Die lokale Energiewende stärkst du am besten, wenn Du die (derzeit) maximal erlaubte Leistung von 800 Watt wählst. Das entspricht zwei Solarmodulen. Wenn tagsüber regelmäßig niemand zu Hause ist, dürfte ein einzelnes Solarmodul oft wirtschaftlicher sein. Denn für den ins Stromnetz eingespeisten überschüssigen Strom gäbe es vom Netzbetreiber kaum Vergütung. Aber er hilft natürlich trotzdem bei der Energiewende. Am Besten wäre, Du kannst für Waschmaschine, Herd und Geschirrspüler mittags den Sonnenstrom nutzen, z. B. durch Programmieren der Startzeit der Haushaltsgeräte.
Bei einem Jahresverbrauch von weniger als 1.000 kWh rechnet sich ein Solarmodul immer, bei mehr als 2.500 kWh empfehlen wir stets zwei Module.
Es ist gesetzlich geregelt, dass die Leistung am Wechselrichterausgang bis zu 800 Watt betragen darf. Diese Leistung ist mit zwei 400 W Modulen nicht zu erreichen. Dazu kann man aber ein drittes Solarmodul mit zusätzlichem kleinen Wechselrichter nachrüsten.
3. Vermieter*in oder Verwaltung kontaktieren
Wenn Du Deine Solarmodule an der Außenseite des Balkons oder an der Hauswand montierst, veränderst Du das äußerliche Erscheinungsbild des Gebäudes . Deshalb ist in der Regel eine Erlaubnis Deiner Vermieter*in oder der Verwaltung der Eigentümergemeinschaft notwendig. Kontaktiere daher frühzeitig Deine Ansprechpartner*in/, um Dein Vorhaben mitzuteilen.
Wir beraten gern, wenn es schwierig werden sollte; schließlich steht mit unserer Verantwortung für Klimaschutz und zukünftige Generationen dem optischen Erscheinungsbild ein gewichtiges Argument gegenüber. Wenn die Solarmodule am Balkon als Sichtschutz dienen, die du spurlos wieder demontieren kannst, sollten Verantwortliche leichter zustimmen können. Du kannst aber auch vier Beine unter das Solarmodul schrauben und daraus einen Solartisch für den Balkon bauen, für den du keine Erlaubnis benötigst.
Für 2024 ist eine Gesetzesänderung geplant, so dass Vermietende oder WEG-Miteigentümer auf Antrag das Balkonkraftwerk genehmigen müssen – aber sie dürfen Regeln dazu festlegen.
4. Auswahl der Steckvorrichtung
Noch bevor Du das optimale Balkonkraftwerk aussuchst, solltest Du Dir überlegen, mit welchem Anschlusssystem der Strom ins Hausnetz gespeist werden soll: Zur Wahl stehen ein Schutzkontakt- und ein sogenanntes Wieland-System.
Schutzkontakt-Stecker passen in jede Steckdose Deines Haushalts; beim sog. Wieland-System nach DIN VDE V 0100-551-1 kann man die Kontakte nicht berühren. Sicher aber sind beide Lösungen, denn unser Wechselrichter sorgt bei korrekter Installation dafür, dass keine Spannung an den Kontakten anliegt, sobald der Schutzkontakt-Stecker gezogen wird.
Eine bereits vorhandene Schutzkontakt-Steckdose kann zwar in der Regel leicht auf das sog. Wieland-System umgebaut werden, aber das nützt vor allem der Firma Wieland und der Elektrofachkraft, die es für viel Geld einbauen müsste. Inzwischen plädiert sogar das Bundeswirtschaftsministerium für Schutzkontakt-Stecker.
Die meisten Balkonkraftwerke werden ohnehin mit einem Schutzkontakt-Stecker betrieben, die mit einem besonderen Aufkleber zu einer normgerechten Einspeisesteckdose aufrüstbar sind. Aber das erfolgt auf eigenes Risiko, bis der VDE die entsprechende Norm für Balkonkraftwerke angepasst hat (geplant für Herbst 2024).
5. Balkonkraftwerk-Förderung beantragen?
Anders als in vielen deutschen Kommunen oder Bundesländern gibt es in Hamburg leider bisher keine Förderprogramme für Balkonkraftwerke. Wir setzen uns derweil politisch dafür ein, dass die Hamburger Bürgerschaft ein Förderprogramm beschließt. Schreib Deiner oder Deinem Bürgerschaftsabgeordneten oder dem Umwelt‑senator, wie wichtig Du es fändest; denn gerade Leute mit knapper Kasse sich selbstgemachtem Sonnenstrom leisten können.
6. Balkonkraftwerk kaufen
Jetzt bist Du bereit für einen Kauf – und für die Sammelbestellung bei SoliSolar-Hamburg. Deine Fragen und Fotos vom Montageort kannst du uns zuvor gern zu-mailen. Wir möchten nicht einfach nur die Energiewende voranbringen, sondern legen auch bei der Beschaffung von Solarmodulen, Wechselrichtern und Befestigungsmaterial darauf wert, diese möglichst bei Unternehmen mit hohen ökologischen und sozialen Standards zu kaufen:
- Wir verzichten auf Solarmodulhersteller, die Polysilizium aus Kinder- oder Zwangsarbeit, bspw. der uigurischen Minderheit in China gewinnen, und beziehen auch keine Wechselrichter dieser Firmen.
- Darüber hinaus beziehen wir keine Komponenten von Firmen, die mit der Rüstungsindustrie verbunden sind.
- In Bezug auf Wechselrichter verzichten wir auf Firmen, die Überwachungstechnik zur Unterdrückung von Menschen bereitstellen.
Dank des ehrenamtlichen Engagements unserer Aktiven können wir Dir die Balkonkraftwerke im Rahmen unserer Sammelbestellungen zu fairen und guten Konditionen organisieren. Teilnehmer*innen unserer Veranstaltungen erhalten einen Reservierungs-Link, mit dem sie Anzahl, Montageart und Sonderwünsche festlegen. Wir haben oft auch recycelte Module von 2ndLifeSolar.
Unsere Selbstkosten liegen zwischen ca. 250 und 400 € je Modul, einschließlich professionellem Montagesystem, Kabeln, Steckern und Wechselrichter.
Statt eines festen Verkaufspreises legt jede*r seinen Preis (wir nennen das Solidarpreis) selbst fest. Wenn manche mehr als Selbstkosten zahlen können, können weniger Betuchte auf diese Weise ein Balkonkraftwerk auch unterhalb unserer Selbstkosten bekommen. Das geht natürlich nur, wenn wir so keine Verluste machen.
7. Elektroinstallation
Wenn Du eine vorhandene Schutzkontakt-Steckdose nutzen kannst, solltest Du bei zwei Modulen den Sicherungsautomaten um 3A reduzieren, also z. B. Von 16A auf 13A. Falls du keine Schraubsicherung hast, sollten fachkundige Elektrofachleute den Sicherungsautomaten auswechseln. Bei älteren Elektroanlagen sollte ein fachkundiger Blick selbstverständlich sein.
Wenn Du Dich für das sog. Wieland-System entschieden hast, ist es erforderlich, die gelieferte Wieland-Steckdose durch eine fachkundige Elektrofachkraft montieren zu lassen – so wie es für alle Installationsarbeiten mit 230V Wechselspannung in Deutschland vorgeschrieben ist.
Wenn Du gar keine Steckdose nutzen kannst, ist das ein klarer Fall für Elektrofachleute.
8. Balkonkraftwerk registrieren
Deine Mini-Solaranlage muss jetzt nur noch im sogenannten Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur registriert werden. Wenn Du die Registrierung versäumst, droht ein Bußgeld, wenn es sich nicht um eine mobile Anlage handelt. (Uns ist aber bisher kein Fall bekannt, bei dem ein Bußgeld verhängt wurde.) Die Anmeldung erfolgt über die Webseite des Marktstammdatenregisters.
9. Beim Netzbetreiber Einspeisevergütung beantragen
Nach der Registrierung im vorhergehenden Schritt prüft der Netzbetreiber, ob Du bereits einen Zähler mit Rücklaufsperre hast. Sollte das nicht der Fall sein, übernimmt der Netzbetreiber den Austausch des Zählers kostenfrei. Darauf musst du aber nicht warten.
Freue dich, solange du noch einen alten analogen Zähler mit rotierender Scheibe (sog. Ferraris-Zähler) hast, denn der hat meistens keine Rücklaufsperre, anders als die meistens neuen digitalen Zähler. An den alten Zählern kann man die Rücklaufsperre an diesem Symbol erkennen:
An den neuen Zählern zeigt dieses Symbol einen Zweirichtungszähler an, der sich ebenfalls nicht rückwärts drehen kann:
Du solltest aber unbedingt die dir zustehende Einspeisevergütung beim Netzbetreiber beantragen. Den Namen Deines Netzbetreibers findest Du auf der Stromrechnung Deines Elektrizitätsversorgers. In Hamburg ist dies die Stromnetz Hamburg GmbH. Dazu musst du ein „vereinfachtes Anmeldeverfahren“ durchlaufen und ihm mit dem auf dem Kundendatenblatt deine Kontonummer mitteilen.
10. Solarmodul montieren
Sobald alle Waren aus der Sammelbestellung eingetroffen sind, kannst Du sie in unserem Lager zum verabredeten Termin abholen. Wir laden immer gruppenweise zu einer gemeinsamen Aufbauschulung ein, für die vorher Fahrgemeinschaften zum Transport der Module organisiert werden.
Mithilfe der beiliegenden Montageanleitung montierst Du Deine Mini-Solaranlage ganz einfach selbst zusammen. Wenn Du hierbei Unterstützung brauchst, versuchen wir sie zu organisieren. Du brauchst übrigens mit dem Einstecken nicht zu warten, falls Dein Netzbetreiber den Zähler noch nicht gegen einen Zähler mit Rücklaufsperre ausgetauscht hat, du die Anlage aber angemeldet hast; schließlich käme er am nächsten Tag, falls ein Zähler als defekt gemeldet würde.
Alles erledigt? Stecker rein und Sonnenstrom ernten!
Lade Deine Freundinnen und Freunde, Verwandten und Kolleginnen und Kollegen ein, zeig ihnen Dein Sonnenkraftwerk und hilf uns, die lokale Energiewende voranzutreiben, indem Du sie zum Mitmachen motivierst, denn das motiviert auch uns, Dir bei all diesen Schritten zu helfen!
11. Messen
Es gibt spezielle Zwischenstecker, mit denen man den produzierten Strom leicht kontrollieren und messen kann. So kannst Du jeden Tag feiern und zusehen, wie Du Dich mit selbstproduziertem Strom an der Lokalen Energiewende beteiligst. Und am Tag, an dem sich die Anlage amortisiert, gibt es einen Extra-Grund!