Aufregung um DEYE-Wechselrichter

Update 5. Februar 2024

Du hast ein SoliSolar-Balkonkraftwerk und wartest immer noch auf das Relais? Drei Monate warten ist nicht unnormal, und dafür bokommst du dann wahrscheinlich gleich zwei Stück in kurzem Abstand hintereinander zugeschickt. Das ist auch nicht unnormal. Wir freuen uns, wenn du gelegentlich vorbei kommst und überflüssige Relais im Lager abgibst. Denn dafür können wir dann Relais auch kostenfrei an unsere Balkonist*innen abgeben, die nicht länger warten wollen. Der mechanische Anschluss ist einfach, aber für die Konfiguration braucht es Nervenstärke und mindesten 30 Minuten Konzentration und Muße. Wenn ich beim ersten Mal gewusst hätte, wie lange man zwischendurch warten muss, wäre ich nicht so gefrustet gewesen, denn ich hab immer wieder geglaubt, es klappt nicht – und ich hab mehrfach gedacht, weshalb mache ich das eigentlich? Ist doch auch ohne Relais sicher!

Update 14. Oktober 2023

In den letzten Tagen sind die ersten Relaisboxen auch in Hamburg eingetroffen und erzeugen viele Fragezeichen. Bevor ihr die Relaisbox installiert: Die Bundesnetzagentur empfiehlt den Einbau, aber sie verlangt ihn nicht. Das ist ein großer Unterschied. Viele haben inzwischen die Erfahrung gemacht, dass die Tücke im Detail liegt. Wenn das System ohne Relais super funktioniert, sollte man sich zwei Mal überlegen, ob man nun stundenlang versucht, das Teil korrekt zu installieren. Es dauert im Idealfall nur wenige Minuten, aber in vielen Blogs häufen sich die Klagen, offenbar produziert Deye aktuell viele neue Firmwareversionen, um Softwarefehler zu korrigieren.

Never change a running system!
ist hier ein guter Rat, solange da immer noch Kinderkrankheiten drin stecken.

SoliSolar hat nun Relaisboxen geliefert bekommen. Auf dem Karton sind sie unterhalb der Seriennummer mit V2 und V3 gekennzeichnet. V1 Relais haben wir nicht, deshalb auch keine Erfahrungen dazu. In den Foren wurde immer wieder auch darauf hingewiesen, dass die Installation nur funktionieren würde, wenn der Wechselrichter bereits per WLAN mit dem Internet (und mit seinem Server in China) verbunden sei, denn anders könne die erforderliche neue Firmware nicht automatisch installiert werden. Vielleicht stimmt das für V1, aber bei den Versionen V2 und V3 können wir das definitiv nicht bestätigen: In V2-Relaisboxen ist eine Firmware-Version 2.27, in den V3-Relaisboxen eine Firmware-Version 2.32-D1 enthalten, die automatisch von der Relaisbax auf den Wechselrichter übertragen wird, wenn man die Installationsschritte korrekt durchführt – so wie auf der beiliegenden Installationsanleitung beschrieben.
Einfach das Relaisbox in die Zuleitung einbauen reicht nicht, denn dann wird keine Energie mehr erzeugt.

Wir raten, folgende Punkte zu beachten:

  • Falls du das Passwort des AP-Modus (also des WLANs, das der Wechselrichter selbst errichtet und das nur in unmittelbarer Nähe des Wechselrichters wahrnehmbar ist) geändert haben solltest: Du musst das Passwort noch wissen! Angeblich scheint nur bei Version V1 auch bei geändertem Passwort immer nur das werkseitig voreingestellte Passwort „12345678“ in Schritt 7 der Bedienungsanleitung zu funktionieren.
  • Im Wechselrichter darf der AP-Modus nicht deaktiviert worden sein, ggf. also wieder einschalten! Je dichter beieinander Relaisbox und Wechselrichter montiert sind, um so besser ist die Verbindungsqualität.
  • Vor den acht Schritten empfehlen wir deshalb:
    • Handy parat halten, „Automatische Verbindung“ für das Heim-WLAN deaktivieren:
    • Sonnigen Tag auswählen. Die LED am Wechselrichter muss blau blinken!
    • Netzstecker ziehen (bzw. Sicherung raus bei Festanschluss).
    • Mindestens einen der beiden DC-Anschlüsse beider PV-Module abziehen.
    • Relaisbox zwischen Netzkabel und Wechselrichter einbauen.
    • Netzstecker stecken (bzw. Sicherung rein bei Festanschluss).
    • Die DC-Anschlüsse beider PV-Module wieder einstecken.
  • Jetzt erst die 8 Schritte aus der Relaisbox-Bedienungsanleitung ausführen.
  • Nach dem achten Schritt beginnt die COM-LED der Relaisbox nach einigen Minuten kräftig zu blinken und zu leuchten. Nach einigen weiteren Minuten blinkt sie nur noch gleichmäßig blau an-aus. Jetzt ist alles eingerichtet und installiert, aber die Wechselrichter-LED blinkt weiterhin nur 3x rot, und es wird noch keine Energie produziert.
  • Erst wenn der Wechselrichter neu startet, wird seine neue Firmware aktiv – vorher funktionieren weder Relaisbox noch Wechselrichter. So ein Neustart passiert entweder nach einer Nacht – oder man trennt kurz mal die DC-Stecker vom Solarmodul zum Wechselrichter. Einige Minuten später hört man ein Klicken in der Relais-Box, und der Wechselrichter produziert wieder Energie. Geduld und Fertig.

Falls es Schwierigkeiten mit dem Update gibt: die deutsche Hotline von DEYE scheint halbwegs gut erreichbar zu sein. Rufnummern hier:

Auch die 300 Watt Wechselrichter von DEYE benötigen nach aktuellen Informationen eine Relaisbox. Wenn du von uns einen SUN300 oder baugleiche BW300 bekommen haben solltest, kannst du die Relaisbox direkt von uns bekommen – oder über DEYE anfordern, siehe unten.

Update vom 4.8.2023

Die DGS schreibt in ihrem Newsletter:
Deye: Die angekündigte Problemlösung durch eine separate, nachrüstbare Box mit dem eingebauten fehlenden Relais wurde Ende Juli zertifiziert, die aktuellen Intertek-Zertifikate sind hier bzw. hier zu finden. Sie umfassen mit der Zertifizierung die 600, 800 und 1.000-Watt Modelle des Herstellers. Ein weiteres Zertifikat stammt vom TÜV Rheinland und bestätigt die Konformität.

Damit sollte die Nachrüstung der betroffenen Geräte rasch starten können und die Geräte können nach dem Zwischenschalten der Box dann voraussichtlich auch wieder in Betrieb genommen werden.

Für die Betreiber von Deye-Geräten gilt weiter: Das Steckersolargerät sollte abgeschaltet bleiben, die Betreiber müssen sich aktiv bei Deye melden und eine kostenlose Zusendung der Relaisbox anfordern, hier die Kontaktdaten.


Wir empfehlen, dass Betreiber die Bestellung rasch erledigen, damit die Nachrüstung schnell erfolgen kann. Jedoch sollte trotzdem die Nachrichtenlage hinsichtlich BNetzA und VDE trotzdem weiterverfolgt werden.“

Jede*r SUN600-G3 Wechselrichter-Betreiber*in sollte also schnell via service@deye.com.cn unter Angabe seiner Seriennummer (steht auf dem Karton, dem Gerät und auf unserer Rechnung) die Relaisbox anfordern. SoliSolar Hamburg kann das für die SUN600-Betreiber*innen leider nicht übernehmen.

Auf die E-Mail reagiert Deye am nächsten Tag aktuell mit Zusenden des Links http://na-device.deye.solar/ für ein auszufüllendes Formular und verspricht die Zusendung der Relais Box SUN-MI-RELAY-01 innerhalb von 5-6 Wochen. Als Wechselrichter musst du SUN300/600 ankreuzen.

Wer trotz der Aufforderung durch DEYE seinen Wechselrichter OHNE die Relais-Box weiter nutzt, sollte folgende beiden Punkte vorsorglich beachten:

  • Wenn der Schukostecker gezogen werden muss, dessen Kontakte nicht berühren, solange die PV-Module noch angeschlossen sind und Energie produzieren können (also tagsüber).
    Es empfiehlt sich daher, sattdessen, zunächst die Betteri-Kupplung zwischen Wechselrichter und Anschlusskabel zu lösen
    Bei Wieland-Stecker ist ein mechanischer Berührschutz gegeben.
  • Bei Arbeiten am Stromnetz im Haus die Elektrikofachkraft darauf hinweisen, falls der Wechselrichter defekt ist.

Gleichwohl: das fehlende Relais stellt die doppelte Absicherung des NA-Schutzes dar. Nur wenn der elektronische NA-Schutz defekt ist, erzeugt der Wechselrichter eine Spannung, wenn er keine Spannung vom Netz bekommt.

Update vom 2.8.2023

Die Relaisbox ist nun zertifiziert und kann von dir direkt über den Link abgerufen werden: siehe dazu Näheres unter https://www.heise.de/news/Deye-Wechselrichter-Externer-NA-Schutz-zertifiziert-9231530.html


Schon seit Februar 2023 ist offenbar einigen Nerds bekannt, dass manchen DEYE-Wechselrichtern abweichend vom Zertifikat ein für die doppelte Sicherheit vorgeschriebenes eingebautes Relais fehlt. Das betrifft möglicherweise nicht nur 400.000 Geräte in Deutschland sondern zig Millionen Wechselrichter weltweit.

Fachleute streiten sich über die Konsequenzen, und youtuber und die Medien haben jetzt einen tollen Skandal, DEYEgate. Wir schließen uns hier der Sichtweise der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie an, deren Newsletterbeitrag wir unten zitieren.

Der chinesische Hersteller hat über die Presse verlautbart, dass er allen kostenlos ein Nachrüstgerät liefern wird und zugleich die Garantiezeit von 10 auf 15 Jahren erhöht. Auch wenn er damit deutlich transparenter, ehrlicher und schneller als VW bei ihren Betrugsdieseln reagiert: Erst wenn diese Lösung zertifiziert worden ist, ist sie OK – und das kann noch einige Monate dauern. Betrug bleibt es aus unserer Sicht dennoch.

Ein formelles Betriebsverbot ist bisher nicht erlassen worden. Dies ist vermutlich Aufgabe der Landesbehörden und der Stromnetzbetreiber. Das Resultat wird also ein Fleickenteppich unterschiedlicher Zustände sein. Heise-Online, ein hochseriöser Technik-Verlag, schreibt jedoch: Auch in der jetzigen Form seien die Geräte sicher und es seien weltweit keine Vorkommnisse bekannt geworden. Daher ist die einzige aus unserer Sicht wirklich berechtigte Sorge, wie lange wird es dauern, bis jeder Betroffene weltweit eine zertifizierte Nachrüstung hat.

Aktuell überstürzen sich hier täglich neue Nachrichten. Während der Ferienzeit können wir diese Seite nur sporadisch aktualisieren und verweisen auf seriöse Quellen wie den DGS Newsletter oder von Heise-online.

Letzterer schreibt dazu: „Betroffene Nutzer aus Deutschland mit Deye-Wechselrichtern mit zwei MPPTs und 600, 700 oder 800 Watt Leistung sollen die externe Relais-Box SUN-MI-Relay-01 auf Anforderung an den technischen Support erhalten. Kunden erreichen ihn unter der E-Mail-Adresse support@deye.solar. Der Hersteller verspricht eine kostenlose Lieferung ohne bürokratischen Aufwand. Zudem erhöht der Hersteller die Standardgarantie von zehn auf fünfzehn Jahre ab Kaufdatum im gesamten europäischen Gebiet.

Und hier nun der Newsletter der DGS:

„In der vergangenen Woche hatte ich an dieser Stelle über die aktuelle Aufregung bei Steckersolar-Geräten berichtet, nachdem Youtuber herausgefunden hatten, dass bei Wechselrichtern der Firma Deye ein sicherheitsrelevantes Relais im Gerät fehlt. Dazu heute eine Zusammenfassung und ein Update mit weiteren aktuellen Informationen. Denn der Fall hat inzwischen große Dynamik entwickelt.

Zum einen sei gleich vorangestellt: Für Betreiber von Geräten mit Wechselrichtern dieses Herstellers Stand besteht aktuell keine akute Gefahr. Das genannte Relais dient der redundanten Sicherheit. Es ist als doppelte Sicherheit für den Fall vorgesehen, dass das Steckersolargerät aus der Steckdose gezogen wird und gleichzeitig die eingebaute elektronische Abschaltung der Spannung aufgrund eines Defektes nicht funktioniert. Für ein eingestecktes, aktuell arbeitendes Steckersolargerät besteht also in der Praxis dadurch kein Risiko. Auch die Fa. Deye betont in einer Meldung, dass ihr bis dato keine Probleme oder Gefährdungen durch das fehlende Relais bekannt sind. Das sollten wir erst einmal akzeptieren.

Deye gibt offensichtlich Vorsatz zu
Deye hat inzwischen mitgeteilt, dass das Relais in seinen Geräten absichtlich nicht verbaut wurde, weil damit die angestrebte Lebensdauer, für die eine langjährige Garantie übernommen wird, nicht erreichbar sei. Hintergrund ist die starke thermische Belastung des Bauteils in dem Gerät auf dem Balkon. Die Vermutung, dass das Problem nur bei fehlerhaft importierten Geräten auftritt, hat sich damit erledigt. Der Hersteller hat sich also tatsächlich das Zertifikat zur 4105 erschwindelt, indem zur Zertifizierung ein Gerät mit Relais abgegeben wurde, die Serienproduktion der verkauften Geräte dann aber ohne dieses Bauteil erfolgte.

Deye hat rasch eine technische Lösung verkündet und möchte eine Nachrüstung der betroffenen Geräte umsetzen, bei der ein zusätzliches kleines Gerät mit einem eingebauten Relais zusätzlich an den Wechselrichter angeschlossen wird. Das ist jedoch derzeit nur über die Presse bekannt, die deutschsprachige Homepage des Herstellers schweigt zu diesem Thema noch vollständig.

Und außerdem: Der VDE zweifelt an der Zulässigkeit dieser Lösung. Die nachvollziehbare Begründung: Ein zusätzliches Sicherheitsbauteil, das willkürlich vom Kunden ein- oder auch wieder ausgebaut werden könne, sei nicht normgerecht.

Klar ist auf jeden Fall: Ohne Relais haben die Geräte formal die Bedingungen der VDE AR 4105 nicht erfüllt. Auch wenn die Nachrüstung möglich sein sollte, wäre hier erst eine neue Zertifizierung abzuwarten, bevor die nachgerüsteten Geräte wieder betrieben werden dürfen.

Lösung schon am Markt – aber auch normgerecht? 
Spannend in diesem Zusammenhang: Die Lösung über ein externes Relais, das der VDE kritisiert, gibt es bereits von anderen Anbietern am Markt. Seit 2020 vertreibt enphase das Bauteil namens „Q-Relais“, das ein externes Relais enthält. Enphase gibt auf seinem Datenblatt die Konformität seiner Wechselrichter mit der VDE AR 4105 an, sofern das Q-Relais installiert wird. Der dazugehörige Konformitätsnachweis eines namhaften deutschen Prüfinstitutes liegt der DGS vor. Auch hier müssen noch Fragen beantwortet werden, vor allem hinsichtlich des Unterschiedes zur jetzt kritisierten Deye-Lösung.

BNetzA fordert Information an Kunden
Laut Medienbericht bei heise.de hat die Bundesnetzagentur in der vergangenen Woche den Hersteller Deye aufgefordert, seine Kunden über das fehlende Bauteil zu informieren. „Sofern Verbraucher Geräte betreiben, die kein bzw. ein ungültiges Zertifikat zur Einhaltung der VDE-AR-N 4105 haben, dürfen diese Geräte nicht am Verteilnetz betrieben werden“, so ein Sprecher der Behörde gegenüber heise.de. Prinzipiell ist diese Aussage natürlich klar und richtig. Ob die Behörde damit auch ein direktes Betriebsverbot für bestehende Geräte meint, ist dagegen nicht ohne weiteres daraus ableitbar.  

Auf der Website der Bundesnetzagentur war diese Information jedenfalls nicht zu finden. Und eine Anfrage der DGS-News hat die Pressestelle der BNetzA bis zum Redaktionsschluss nicht beantwortet.

Die deutschsprachige Website von Deye enthält (Stand 20.7.23, 15 Uhr) ebenfalls keinerlei Informationen zu diesem Punkt.

Weiterer Hersteller tauscht schon Geräte
Derweil hat ein anderer Anbieter schon begonnen, seine Geräte, bei denen das Relais laut eigener Aussage ebenfalls fehlt, mit einer Umtauschaktion begonnen: Der Anbieter Anker bietet allen Kunden mit einem 600 W-Wechselrichter den kostenlosen Tausch zu einem Neugerät an, das nach der erwarteten Normänderung auch später auf 800 W freigeschaltet werden kann. Die Anfrage der DGS, von welchem Hersteller diese Geräte stammen, wurde bis Redaktionsschluss von Anker ebenfalls nicht beantwortet.

Einige Hersteller: Wir sind sicher, andere schweigen
Weitere Hersteller und Anbieter haben sich inzwischen auch zu Wort gemeldet und klargestellt: Die von ihnen angebotenen Geräte enthalten das umstrittene Relais, entsprechen damit also auch allen Vorgaben. Darunter ist der Anbieter Yuma mit Hoymiles-Wechselrichter. Auch der Hersteller Estar hat die DGS direkt aktiv angeschrieben und über die Konformität seiner Geräte und das Vorhandensein der Relais in den Wechselrichtern informiert.

Andere Firmen, darunter auch große Steckersolar-Marken-Anbieter, schweigen sich auf ihren Homepages bisher aus. Es könnte sein, dass sie das Thema jedoch auch noch einholt. Denn es gibt Vermutungen, dass einige Hersteller auch Deye-Wechselrichter (mit Umlabelung) vertrieben haben.“