Aufregung um DEYE-Wechselrichter

Update 17.Sept. 2023: In den letzten Tagen sind die ersten Relais-Boxen auch in Hamburg eingetroffen und erzeugen viele Fragezeichen. Bevor ihr die Relaisbox installiert: Du Bundesnetzagentur empfiehlt den Einbau, aber sie verlangt ihn nicht. Das ist ein großer Unterschied. Viele haben inzwischen die Erfahrung gemacht, dass die Tücke im Detail liegt. Wenn das System ohne Relais super funktioniert, sollte man sich zwei Mal überlegen, ob man nun stundenlang versucht, das Teil korrekt zu installieren. In vielen Blogs häufen sich die Klagen, offenbar produziert Deye aktuell viele neue Firmwareversionen, um Softwarefehler zu korrigieren. Never change a running system! ist hier ein guter Rat, solange da immer noch Kinderkrankheiten drin stecken.

SoliSolar hat noch keine Relais bekommen, kann also nicht aus eigener Erfahrung berichten, aber:
Der Verlag Heise berichtet über seine positiven Erfahrungen bei der Installation der Relais-Box auf https://www.heise.de/news/Balkonkraftwerke-Deye-erhaelt-Freigabe-von-Bundesnetzagentur-fuer-Relais-Box-9291891.html.
Einfach das Relais in die Zuleitung einbauen reicht nicht. Das Wichtigste ist allerdings nicht erwähnt:

  • Der Wechselrichter muss bereits per WLAN mit dem Internet (und mit seinem Server in China) verbunden sein – nur so funktioniert der dann automatisch ausgeführte Software-Update.
  • Im Wechselrichter darf der AP-Modus nicht deaktiviert worden sein, ggf. also wieder einschalten! Je dichter Relais und Wechselrichter montiert sind, um so besser ist die Verbindungsqualität.
  • Erst dann die 8 Schritte aus der Relais-Bedienungsanleitung ausführen.
  • Anschließend kurz – oder mehrere Stunden oder zwei Tage warten – bis das Update installiert ist. Erst wenn der Wechselrichter neu startet, wird die neue Firmware aktiv – vorher funktionieren weder Relais noch Wechselrichter. So ein Neustart passiert entweder nach einer Nacht – oder man trennt kurz mal die DC-Stecker vom Solarmodul zum Wechselrichter. Schlechtes WLAN-Internet oder zu wenig Sonne verhindern den Update.
  • Danach kann und sollte man die Internet-Verbindung nach China aus bekannten Gründen wieder deaktivieren. Das Balkonkraftwerk funktioniert auch ohne Internet, aber die WLAN-Verbindung zwischen Wechselrichter und Relais muss weiter funktionieren.

Auch die 300 Watt Wechselrichter von DEYE benötigen nach aktuellen Informationen eine Relais-Box.

Update vom 4.8.2023: Die DGS schreibt in ihrem Newsletter:
Deye: Die angekündigte Problemlösung durch eine separate, nachrüstbare Box mit dem eingebauten fehlenden Relais wurde Ende Juli zertifiziert, die aktuellen Intertek-Zertifikate sind hier bzw. hier zu finden. Sie umfassen mit der Zertifizierung die 600, 800 und 1.000-Watt Modelle des Herstellers. Ein weiteres Zertifikat stammt vom TÜV Rheinland und bestätigt die Konformität.

Damit sollte die Nachrüstung der betroffenen Geräte rasch starten können und die Geräte können nach dem Zwischenschalten der Box dann voraussichtlich auch wieder in Betrieb genommen werden.

Für die Betreiber von Deye-Geräten gilt weiter: Das Steckersolargerät sollte abgeschaltet bleiben, die Betreiber müssen sich aktiv bei Deye melden und eine kostenlose Zusendung der Relaisbox anfordern, hier die Kontaktdaten.


Wir empfehlen, dass Betreiber die Bestellung rasch erledigen, damit die Nachrüstung schnell erfolgen kann. Jedoch sollte trotzdem die Nachrichtenlage hinsichtlich BNetzA und VDE trotzdem weiterverfolgt werden.“

Jede*r SUN600-G3 Wechselrichter-Betreiber*in sollte also schnell via service@deye.com.cn unter Angabe seiner Seriennummer (steht auf dem Karton, dem Gerät und auf unserer Rechnung) die Relaisbox anfordern. SoliSolar Hamburg kann das für die Betreiber leider nicht übernehmen.

Auf die E-Mail reagiert Deye am nächsten Tag aktuell mit Zusenden des Links http://na-device.deye.solar/ für ein auszufüllendes Formular und verspricht die Zusendung der Relais Box SUN-MI-RELAY-01 innerhalb von 5-6 Wochen. Als Wechselrichter musst du SUN300/600 ankreuzen.

Wer trotz der Aufforderung durch DEYE seinen Wechselrichter OHNE die Relais-Box weiter nutzt, sollte folgende beiden Punkte vorsorglich beachten:

  • Wenn der Schukostecker gezogen werden muss, dessen Kontakte nicht berühren, solange die PV-Module noch angeschlossen sind und Energie produzieren können (also tagsüber).
    Es empfiehlt sich daher, sattdessen, zunächst die Betteri-Kupplung zwischen Wechselrichter und Anschlusskabel zu lösen
    Bei Wieland-Stecker ist ein mechanischer Berührschutz gegeben.
  • Bei Arbeiten am Stromnetz im Haus die Elektrikofachkraft darauf hinweisen, falls der Wechselrichter defekt ist.

Gleichwohl: das fehlende Relais stellt die doppelte Absicherung des NA-Schutzes dar. Nur wenn der elektronische NA-Schutz defekt ist, erzeugt der Wechselrichter eine Spannung, wenn er keine Spannung vom Netz bekommt.


Update vom 2.8.2023: Die Relaisbox ist nun zertifiziert und kann von dir direkt über den Link abgerufen werden: siehe dazu Näheres unter https://www.heise.de/news/Deye-Wechselrichter-Externer-NA-Schutz-zertifiziert-9231530.html


Schon seit Februar 2023 ist offenbar einigen Nerds bekannt, dass manchen DEYE-Wechselrichtern abweichend vom Zertifikat ein für die doppelte Sicherheit vorgeschriebenes eingebautes Relais fehlt. Das betrifft möglicherweise nicht nur 400.000 Geräte in Deutschland sondern zig Millionen Wechselrichter weltweit.

Fachleute streiten sich über die Konsequenzen, und youtuber und die Medien haben jetzt einen tollen Skandal, DEYEgate. Wir schließen uns hier der Sichtweise der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie an, deren Newsletterbeitrag wir unten zitieren.

Der chinesische Hersteller hat über die Presse verlautbart, dass er allen kostenlos ein Nachrüstgerät liefern wird und zugleich die Garantiezeit von 10 auf 15 Jahren erhöht. Auch wenn er damit deutlich transparenter, ehrlicher und schneller als VW bei ihren Betrugsdieseln reagiert: Erst wenn diese Lösung zertifiziert worden ist, ist sie OK – und das kann noch einige Monate dauern. Betrug bleibt es aus unserer Sicht dennoch.

Ein formelles Betriebsverbot ist bisher nicht erlassen worden. Dies ist vermutlich Aufgabe der Landesbehörden und der Stromnetzbetreiber. Das Resultat wird also ein Fleickenteppich unterschiedlicher Zustände sein. Heise-Online, ein hochseriöser Technik-Verlag, schreibt jedoch: Auch in der jetzigen Form seien die Geräte sicher und es seien weltweit keine Vorkommnisse bekannt geworden. Daher ist die einzige aus unserer Sicht wirklich berechtigte Sorge, wie lange wird es dauern, bis jeder Betroffene weltweit eine zertifizierte Nachrüstung hat.

Aktuell überstürzen sich hier täglich neue Nachrichten. Während der Ferienzeit können wir diese Seite nur sporadisch aktualisieren und verweisen auf seriöse Quellen wie den DGS Newsletter oder von Heise-online.

Letzterer schreibt dazu: „Betroffene Nutzer aus Deutschland mit Deye-Wechselrichtern mit zwei MPPTs und 600, 700 oder 800 Watt Leistung sollen die externe Relais-Box SUN-MI-Relay-01 auf Anforderung an den technischen Support erhalten. Kunden erreichen ihn unter der E-Mail-Adresse support@deye.solar. Der Hersteller verspricht eine kostenlose Lieferung ohne bürokratischen Aufwand. Zudem erhöht der Hersteller die Standardgarantie von zehn auf fünfzehn Jahre ab Kaufdatum im gesamten europäischen Gebiet.

Und hier nun der Newsletter der DGS:

„In der vergangenen Woche hatte ich an dieser Stelle über die aktuelle Aufregung bei Steckersolar-Geräten berichtet, nachdem Youtuber herausgefunden hatten, dass bei Wechselrichtern der Firma Deye ein sicherheitsrelevantes Relais im Gerät fehlt. Dazu heute eine Zusammenfassung und ein Update mit weiteren aktuellen Informationen. Denn der Fall hat inzwischen große Dynamik entwickelt.

Zum einen sei gleich vorangestellt: Für Betreiber von Geräten mit Wechselrichtern dieses Herstellers Stand besteht aktuell keine akute Gefahr. Das genannte Relais dient der redundanten Sicherheit. Es ist als doppelte Sicherheit für den Fall vorgesehen, dass das Steckersolargerät aus der Steckdose gezogen wird und gleichzeitig die eingebaute elektronische Abschaltung der Spannung aufgrund eines Defektes nicht funktioniert. Für ein eingestecktes, aktuell arbeitendes Steckersolargerät besteht also in der Praxis dadurch kein Risiko. Auch die Fa. Deye betont in einer Meldung, dass ihr bis dato keine Probleme oder Gefährdungen durch das fehlende Relais bekannt sind. Das sollten wir erst einmal akzeptieren.

Deye gibt offensichtlich Vorsatz zu
Deye hat inzwischen mitgeteilt, dass das Relais in seinen Geräten absichtlich nicht verbaut wurde, weil damit die angestrebte Lebensdauer, für die eine langjährige Garantie übernommen wird, nicht erreichbar sei. Hintergrund ist die starke thermische Belastung des Bauteils in dem Gerät auf dem Balkon. Die Vermutung, dass das Problem nur bei fehlerhaft importierten Geräten auftritt, hat sich damit erledigt. Der Hersteller hat sich also tatsächlich das Zertifikat zur 4105 erschwindelt, indem zur Zertifizierung ein Gerät mit Relais abgegeben wurde, die Serienproduktion der verkauften Geräte dann aber ohne dieses Bauteil erfolgte.

Deye hat rasch eine technische Lösung verkündet und möchte eine Nachrüstung der betroffenen Geräte umsetzen, bei der ein zusätzliches kleines Gerät mit einem eingebauten Relais zusätzlich an den Wechselrichter angeschlossen wird. Das ist jedoch derzeit nur über die Presse bekannt, die deutschsprachige Homepage des Herstellers schweigt zu diesem Thema noch vollständig.

Und außerdem: Der VDE zweifelt an der Zulässigkeit dieser Lösung. Die nachvollziehbare Begründung: Ein zusätzliches Sicherheitsbauteil, das willkürlich vom Kunden ein- oder auch wieder ausgebaut werden könne, sei nicht normgerecht.

Klar ist auf jeden Fall: Ohne Relais haben die Geräte formal die Bedingungen der VDE AR 4105 nicht erfüllt. Auch wenn die Nachrüstung möglich sein sollte, wäre hier erst eine neue Zertifizierung abzuwarten, bevor die nachgerüsteten Geräte wieder betrieben werden dürfen.

Lösung schon am Markt – aber auch normgerecht? 
Spannend in diesem Zusammenhang: Die Lösung über ein externes Relais, das der VDE kritisiert, gibt es bereits von anderen Anbietern am Markt. Seit 2020 vertreibt enphase das Bauteil namens „Q-Relais“, das ein externes Relais enthält. Enphase gibt auf seinem Datenblatt die Konformität seiner Wechselrichter mit der VDE AR 4105 an, sofern das Q-Relais installiert wird. Der dazugehörige Konformitätsnachweis eines namhaften deutschen Prüfinstitutes liegt der DGS vor. Auch hier müssen noch Fragen beantwortet werden, vor allem hinsichtlich des Unterschiedes zur jetzt kritisierten Deye-Lösung.

BNetzA fordert Information an Kunden
Laut Medienbericht bei heise.de hat die Bundesnetzagentur in der vergangenen Woche den Hersteller Deye aufgefordert, seine Kunden über das fehlende Bauteil zu informieren. „Sofern Verbraucher Geräte betreiben, die kein bzw. ein ungültiges Zertifikat zur Einhaltung der VDE-AR-N 4105 haben, dürfen diese Geräte nicht am Verteilnetz betrieben werden“, so ein Sprecher der Behörde gegenüber heise.de. Prinzipiell ist diese Aussage natürlich klar und richtig. Ob die Behörde damit auch ein direktes Betriebsverbot für bestehende Geräte meint, ist dagegen nicht ohne weiteres daraus ableitbar.  

Auf der Website der Bundesnetzagentur war diese Information jedenfalls nicht zu finden. Und eine Anfrage der DGS-News hat die Pressestelle der BNetzA bis zum Redaktionsschluss nicht beantwortet.

Die deutschsprachige Website von Deye enthält (Stand 20.7.23, 15 Uhr) ebenfalls keinerlei Informationen zu diesem Punkt.

Weiterer Hersteller tauscht schon Geräte
Derweil hat ein anderer Anbieter schon begonnen, seine Geräte, bei denen das Relais laut eigener Aussage ebenfalls fehlt, mit einer Umtauschaktion begonnen: Der Anbieter Anker bietet allen Kunden mit einem 600 W-Wechselrichter den kostenlosen Tausch zu einem Neugerät an, das nach der erwarteten Normänderung auch später auf 800 W freigeschaltet werden kann. Die Anfrage der DGS, von welchem Hersteller diese Geräte stammen, wurde bis Redaktionsschluss von Anker ebenfalls nicht beantwortet.

Einige Hersteller: Wir sind sicher, andere schweigen
Weitere Hersteller und Anbieter haben sich inzwischen auch zu Wort gemeldet und klargestellt: Die von ihnen angebotenen Geräte enthalten das umstrittene Relais, entsprechen damit also auch allen Vorgaben. Darunter ist der Anbieter Yuma mit Hoymiles-Wechselrichter. Auch der Hersteller Estar hat die DGS direkt aktiv angeschrieben und über die Konformität seiner Geräte und das Vorhandensein der Relais in den Wechselrichtern informiert.

Andere Firmen, darunter auch große Steckersolar-Marken-Anbieter, schweigen sich auf ihren Homepages bisher aus. Es könnte sein, dass sie das Thema jedoch auch noch einholt. Denn es gibt Vermutungen, dass einige Hersteller auch Deye-Wechselrichter (mit Umlabelung) vertrieben haben.“